Was zeichnet einen »guten« Arbeitgeber aus – und wie finde ich ihn?

Für was für ein Unternehmen möchtest du eigentlich arbeiten und welche Anforderungen hast du an deinen künftigen Arbeitgeber? Sicher, ein gutes Gehalt und Aufstiegschancen sind wichtig, aber findest du schon in der Bewerbungsphase heraus, wie das Unternehmen mit Themen wie ökologischer Verantwortung und Klimaschutz umgeht oder welche Wertschätzung es den Mitarbeiter*innen entgegenbringt? Was genau zeichnet für dich persönlich eigentlich einen »guten« Arbeitgeber aus? Orientierung und Entscheidungshilfe bekommst du hier von Bewerbungscoach Christian B. Rahe.
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von Charlotte Clarke, 7. April 2020 um 10:12

Dieser Gastartikel wurde verfasst von Christian B. Rahe von BewerbungsUnikate.
 

Früher waren Unternehmen noch klarer erkennbar als entweder rein wirtschaftlich oder eben nachhaltig ausgerichtet. Bei ersteren hast Du mehr Geld verdienen können, bei den zweiten hattest Du das Gefühl, etwas Gutes zu tun. Und als Bewerber musstest Du Dich zwischen Schwarz oder Weiß entscheiden. So einfach ist das heute nicht mehr. Denn immer mehr Unternehmer haben begriffen, dass sich Wirtschaftlichkeit und CSR nicht gegenseitig ausschließen und zudem nachhaltiges Handeln das Gebot der Stunde ist. Diese Arbeitgeber denken, reden und handeln nachhaltig. Doch gibt es auch jede Menge Trittbrettfahrer, die Nachhaltigkeit nur im Marketing anwenden – sie reden also nur von Nachhaltigkeit und folgen damit einem Trend.

Dass es nicht länger nur die »Greenjobs« sind, die nachhaltig gesinnten Mitarbeiter*innen eine sinnstiftende Arbeit bieten, sondern eine solche potenziell in jeder Branche zu finden ist (Atom- und Waffenindustrie mal ausgeklammert), bedeutet zum einen: Es stehen viel mehr potenziell gute, attraktive Arbeitgeber zur Auswahl. Und zum anderen: Das Finden und Erkennen eines wirklich guten Arbeitgebers ist eine besondere Herausforderung.

Gute Arbeit ist Ansichtssache

Doch bevor Du lernst, Schrot(t) und Korn zu trennen, möchte ich noch einen Aspekt nennen, den viele Bewerber*innen bei der Wahl eines guten Arbeitgebers vernachlässigen. Fast so wie in der Quantenphysik ist die Sache abhängig vom Standpunkt des Betrachters. Es  gibt leider wenig Objektivität bei der Beurteilung eines Arbeitgebers, sondern relativ gut oder relativ schlecht.

Dazu ein Beispiel aus meinem Werdegang: Als ich meine damalige Banker-Karriere begann, schätzte ich meinen Arbeitgeber als klein, regional und personell klar strukturiert. Als ich so einiges gelernt hatte, ins Management wuchs und mich mit meiner Sichtweise von meinem Chef allmählich emanzipierte, war mir derselbe Arbeitgeber nun zu konservativ, starr und zu wenig kundenorientiert. Und zudem war mir die Branche zu stark auf Geld fokussiert. Mein Arbeitgeber hatte sich also (leider) nicht verändert, wohl aber meine Persönlichkeit. Die angelegten Kriterien für gute Arbeit hängen also maßgeblich von der*dem Mitarbeiter*in ab – von der Gesinnung, der aktuellen Lebensphase und den gesetzten Prioritäten. Nebenbei sei erwähnt, dass ich bereits seit über zehn Jahren nicht mehr als Banker, sondern als Coach und Autor wirke und damit ein sinnstiftendes Wirkungsfeld gefunden habe.

Ob ein Arbeitgeber nun gut oder schlecht ist, hängt somit von der persönlichen Sichtweise ab. So steht vor der Suche nach einem neuen Arbeitgeber erst einmal die Reflexion der eigenen Persönlichkeit an. Wer bin ich? Was macht mich aus? Für welche Werte stehe ich ein? Was will ich erreichen und unterstützen? Erst wenn ich mir meiner selbst bewusst bin, kann ich mich selbst-bewusst orientieren – und auch bewerben. Schließlich stellen Arbeitgeber nicht umsonst Fragen wie: Weshalb haben Sie sich ausgerechnet bei uns beworben? Was glauben Sie, weshalb wir gut zusammenpassen? Welchen Beitrag möchten Sie für uns leisten?

Mit Sicherheit gute Arbeitgeber

Wenn es objektiv gute Arbeitgeber nicht wirklich gibt, was bringen dann eigentlich die zahlreichen und großzügig vergebenen Arbeitgeber-Siegel? In den meisten Fällen sind sie tatsächlich nicht mehr als ein Indiz, welchem Du auf den Grund gehen solltest, bevor Du es für bare Münze nimmst. Prüfe Arbeitgeber anhand ihrer Taten und nicht ihrer Worte. Das machen Unternehmen übrigens nicht anders, wenn sie Bewerber*innen auf ihre Eignung hin prüfen. Wenn sich ein Arbeitgeber z. B. als besonders familienfreundlich präsentiert, könntest Du fragen, wie er das konkret macht und welche Maßnahmen er umsetzt. Das gleiche gilt natürlich für häufig zu lesende Phrasen wie »offenes und kollegiales Miteinander«. Auch diese Worte sollten hinterfragt und konkretisiert werden können.

Unabhängig von der persönlichen Sichtweise gibt es meiner Meinung nach zentrale Aspekte guter Arbeit, die ich in einem Ehrenkodex zusammengefasst habe. Hierzu gehören Respekt und Wertschätzung von Mensch, Tier und Umwelt. Zumindest die Wertschätzung der Mitarbeiter*innen, sei es der Verdienst oder die persönliche Anerkennung, ist für die meisten Arbeitnehmer*innen die Grundbedingung für eine gute Zusammenarbeit. Auch ist gute Arbeit auf Nachhaltigkeit ausgelegt: Es geht weniger darum, kurzfristige, monetäre Ziele zu erreichen, sondern die Unternehmung auf eine solide Basis zu bauen und einen positiven Effekt für Gesellschaft bzw. Umwelt mit langfristigem Nachhall zu bewirken.

Wie Du die Stecknadel im Heuhaufen finden kannst

Recherchiere gründlich

Wenn Du nun weißt, was Dich ausmacht, was Dir wichtig ist und wohin Du beruflich willst, geht es auf die Suche des für Dich richtigen, guten Arbeitgebers. Wenn Du Stellenbörsen verwendest, nimm neben den Platzhirschen wie Stepstone, Indeed und Co. auch kleinere alternative Nischen-Jobportale unter die Lupe (wie z. B. nachhaltigejobs.de). Da der öffentliche Arbeitsmarkt nur einen Bruchteil der tatsächlich verfügbaren Stellen abbildet, solltest Du weit über die obligatorische Stellensuche in Jobbörsen hinausdenken. Suche Dir Deinen Wunsch-Arbeitgeber selbst aus. Recherchiere gründlich und gehe dann proaktiv und gezielt auf die Entscheider im ausgewählten Unternehmen zu. Komme bzw. bringe Dich ins Gespräch – persönlich, telefonisch, auf Messen, Tagen der offenen Tür, Xing, Facebook etc.

Ruf an

Das gute alte Telefon wird von den meisten Bewerbern völlig unterschätzt und stiefmütterlich behandelt. Mails sind genauso geduldig wie Papier. Wenn Du mehr über Deinen potenziellen Arbeitgeber wissen möchtest, sei es aufgrund eines Stellenangebotes oder für Deine Initiativ-Bewerbung, rufe an. Natürlich überlegst und notierst Du Dir im Vorfeld genau, was Dir wichtig ist zu erfahren – und auch, welches Angebot Du dem Unternehmen machen kannst. Trete – wie ein bewusster Konsument auch – als selbst-bewusste*r, ehrliche*r Kandidat*in auf, die*der aufrichtiges Interesse an dem Arbeitgeber zeigt.

Bewerbe Dich ehrlich

All zu viele Bewerbungsratgeber behaupten, Du müsstest Dich als Bewerber*in perfekt verkaufen, um wirklich einen guten Job zu bekommen. Wie steht es dabei mit Werten wie Ehrlichkeit, Transparenz und Vertrauen? Wenn Du bei Deiner Arbeit und Deinem Arbeitgeber wert legst auf das Einhalten und Verkörpern solcher Werte, dann lebe und zeige sie selbst auch mit Deiner Bewerbung. Orientierst Du Dich beruflich neu, kann es z. B. hilfreich sein, Deinen Job-Wechsel mit Deiner bewussten Orientierung hin auf Arbeitgeber mit Deinen Werten zu begründen. Zeige Dich mit Deinen Motiven und mit Deiner wahren Persönlichkeit.

Nutze Dein Netzwerk

Eigentlich kein Geheimtipp und dennoch von Bewerbern nicht aktiv ausgespielt wird die Chance, über eine Empfehlung zu einem guten Job zu kommen. Mitarbeiterempfehlungen werden verstärkt und sehr erfolgreich von Arbeitgebern genutzt, um ihre Belegschaft mit den passenden Persönlichkeiten zu erweitern. Um davon als Kandidat*in zu profitieren, setzt das eine gewisse Bekanntschaft voraus. Informiere daher Dein persönliches Netzwerk (digital und analog) über Deine beruflichen Absichten und Vorstellungen. Vielleicht wirst Du Dich wundern, wie gerne Dir andere Menschen weiterhelfen, wenn sie können. Und baue Dein Netzwerk weiter aus. Beachte dabei, dass Geben vor dem Bekommen steht. Ein neuer Kontakt kann aufs Erste ziemlich uninteressant sein, wenn es um die Verfolgung Deiner beruflichen Ziele geht – und vielleicht erst Jahre später ist Dir dieselbe Person eine große Hilfe. Ich selbst habe das bereits des Öfteren erfahren.

Probieren geht über Studieren

Um ein Unternehmen wirklich, von innen her, kennen zu lernen, reichen Bewerbungsgespräche selten aus. Arbeite daher nach Möglichkeit zur Probe oder mache ein Praktikum. Dem Arbeitgeber kannst Du das Angebot in der Regel leicht verkaufen, schließlich lernt er Dich und Deine Leistungen zunächst näher kennen. Doch genauso hast Du dadurch die Gelegenheit, das Unternehmen und Dein vielleicht neues Team persönlich zu erleben, Unstimmigkeiten zu entdecken und unmittelbar in die Klärung zu gehen.

Vertraue Deiner Intuition

Immer wieder begegnen mir Menschen, die ihre rationalen Argumente für die anstehende Jobentscheidung fein säuberlich sortiert vortragen – und doch zögern: Es fühle sich irgendwie nicht stimmig an. Dieses Gefühl solltest Du nicht ignorieren, sondern ihm nachgehen. Lerne dabei, Angst von Intuition zu unterscheiden (was eine große Aufgabe sein kann). Triff wichtige Entscheidungen, wie die einer Jobwahl, in Einklang von Verstand und Intuition. Andernfalls wird sie wahrscheinlich halbherzig sein und Dich nicht nachhaltig zufriedenstellen.

 

Foto: © photo-corona

Über den Autor

Christian B. Rahe bringt gute Menschen mit guten Unternehmen zusammen, damit sie gemeinsam Gutes tun. Er begleitet seit vielen Jahren Menschen in beruflichen Umbrüchen und schreibt mit ihnen BewerbungsUnikate für gewählte Arbeitgeber. Viele seiner Klient*innen sind hoch motivierte Quereinsteiger*innen.

In seinem Buch »Ehrlich Bewerben« (Selbstverlag) erklärt er, wie Du Arbeitgeber mit wahrlich einzigartigen Bewerbungsschreiben von Deiner Persönlichkeit und Motivation überzeugst – besonders geeignet für Quereinsteiger (ISBN-13: 979-8624510937)

Mehr Informationen, Tipps und verantwortungsvolle Unternehmen findest du auf der Homepage von BewerbungsUnikate sowie auf Christian's Plattform »Gute Arbeitgeber«.

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