Kündigungen gehören zum Berufsleben – auch wenn kaum jemand gern darüber spricht. In unserer Leistungsgesellschaft hält sich hartnäckig der Mythos, dass ein geradliniger, lückenloser Lebenslauf der einzig „richtige“ sei. Doch die Realität sieht oft anders aus: Unternehmen bauen um, Märkte verändern sich, persönliche Lebensumstände fordern neue Prioritäten – und manchmal passt es einfach nicht (mehr). Eine Kündigung ist deshalb kein Zeichen von Scheitern, sondern Teil eines beruflichen Entwicklungsprozesses. Wer gekündigt wurde, trägt keinen Makel, sondern bringt Lebenserfahrung mit – und oft auch die Fähigkeit zur Reflexion, zum Loslassen und zum Neuanfang. Entscheidend ist nicht, ob du gekündigt wurdest, sondern wie du damit umgehst. Und genau dabei gibt dir dieser Artikel eine Hilfestellung. Wir geben dir 5 Tipps mit zahlreichen Formulierungsbeispielen für eine souveräne Kommunikation.
Tipp 1: Ehrlichkeit und Klarheit – ohne Drama
Grundsätzlich gilt: Wenn du nach den Gründen für eine Kündigung gefragt wirst, solltest du ehrlich damit umgehen. Schließlich geht das aus deinem Arbeitszeugnis explizit hervor.
Trotzdem musst du im Vorstellungsgespräch nicht jedes Detail ausbreiten. Wichtig ist eine klare, sachliche und strategische Darstellung, die den Fokus auf deine persönliche Weiterentwicklung legt. Nutze die Gelegenheit, die Geschichte in deinem Sinne zu gestalten – nicht um sie zu beschönigen, sondern um zu zeigen, wie du mit schwierigen Situationen umgehst.
Formulierungsbeispiele für betriebsbedingte Kündigungen, z.B. wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten oder Umstrukturierungen:
- 🗣️ „Das Unternehmen hat sich nach einer Restrukturierung strategisch neu ausgerichtet, und in diesem Zuge wurde meine Position eingespart.“
- 🗣️ „Aufgrund wirtschaftlicher Herausforderungen kam es zu einem Stellenabbau, von dem auch mein Bereich betroffen war.“
- 🗣️ „Im Rahmen eines größeren Transformationsprozesses wurde meine Abteilung aufgelöst. Die Entscheidung war nicht persönlich motiviert, sondern strukturell bedingt.“
- 🗣️ „Die Geschäftsführung hat beschlossen, den Standort zu schließen. Deshalb mussten alle Mitarbeitenden dort das Unternehmen verlassen.“
- 🗣️ „Es wurde eine neue Organisationsstruktur eingeführt, bei der meine Position nicht mehr vorgesehen war. Die Entscheidung war nachvollziehbar – und hat mir gleichzeitig neue Perspektiven eröffnet.“
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Tipp 2: Abwertende Aussagen sind ein absolutes No-Go
Egal, wie viel Frust du evtl. mit dir trägst: Ein Bewerbungsgespräch ist nicht der richtige Ort, um ehemalige Vorgesetzte oder Kolleg:innen zu kritisieren, abzuwerten oder sensible Details zu persönlichen Konflikten preiszugeben. Selbst wenn du versammt gute Gründe hast – es wirft immer ein schlechtes Licht auf dich und lässt dich unprofessionell wirken. Lass die Emotionen und Schuldzuweisungen außen vor, bleibe neutral und sachlich, fokussiere dich auf Fakten statt Urteile. Wer professionell und trotz persönlicher Differenzen wertschätzend bleibt, zeigt emotionale Reife – und erhöht seine Chancen enorm.
Formulierungsbeispiele für persönlich bedingte Kündigungen, z.B. wegen Konflikten im Team oder mit der Führungsperson:
- 🗣️ „Es gab unterschiedliche Auffassungen darüber, wie meine Rolle im Unternehmen ausgestaltet werden sollte. Nach mehreren Gesprächen kamen wir zu dem Schluss, dass eine Trennung für beide Seiten sinnvoll ist.“
- 🗣️ „Die Erwartungen an meine Position veränderten sich deutlich durch einen Führungswechsel, wodurch sich die Zusammenarbeit zunehmend als herausfordernd erwies. Wir haben daraufhin gemeinsam entschieden, getrennte Wege zu gehen.“
- 🗣️ „Im Lauf der Zeit hat sich die Zusammenarbeit mit meiner Führungskraft zunehmend schwierig gestaltet. Wir hatten sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, wie Aufgaben priorisiert und kommuniziert werden sollten. Nach mehreren Versuchen, die Situation zu klären, wurde deutlich, dass wir auf Dauer nicht gut zusammenpassen. Ich habe viel über Kommunikation und Selbstführung gelernt – und freue mich jetzt auf eine neue, konstruktive Teamdynamik.“
- 🗣️ „Ich habe festgestellt, dass meine Art zu arbeiten und zu führen nicht mehr mit der neuen Unternehmenskultur übereinstimmte. Das war Anlass für einen offenen Dialog, dessen Ergebnis die Entscheidung für die Kündigung war. Dadurch habe ich gelernt, auf welchen Werten meine Priorität liegt – und ich achte bewusst darauf, wo ich meine Stärken langfristig einbringen kann.“
- 🗣️ „Ich habe gemerkt, dass die Unternehmenskultur langfristig nicht mehr zu meinen eigenen Werten und meiner Arbeitsweise gepasst hat. Nach einer ehrlichen Reflexion habe ich mich gemeinsam mit dem Unternehmen auf eine Trennung geeinigt. Für mich war das eine Chance, gezielt nach einem Umfeld zu suchen, das besser zu mir passt – wie das Ihre.“

Tipp 3: Mache deine Lernkurve deutlich
Ein besonders überzeugendes Signal an dein Gegenüber ist deine Fähigkeit zur Selbstreflexion. Zeig, dass du dir Gedanken gemacht hast, welche Schlüsse du aus der Kündigung ziehst. Damit beweist du emotionale Intelligenz und die Bereitschaft, dich weiterzuentwickeln – Eigenschaften, die viele Arbeitgebende schätzen. Mach deutlich, was du auch angesichts herausfordernder Situationenen über dich gelernt hast und wie du diese Erfahrungen künftig konstruktiv einsetzen möchtest.
Formulierungsbeispiele:
- 🗣️ „In meiner letzten Rolle habe ich über einen längeren Zeitraum hinweg eine sehr hohe Arbeitsbelastung erlebt. Ich habe versucht, das gut zu managen, aber irgendwann gemerkt, dass ich meine eigenen Grenzen schützen muss. Nach einer ehrlichen Reflexion habe ich mich gemeinsam mit dem Unternehmen auf eine Trennung geeinigt. Heute weiß ich, wie wichtig gesunde Rahmenbedingungen sind – und ich achte bewusst darauf, wo ich meine Stärken langfristig einbringen kann.“
- 🗣️ „Die Kündigung war schmerzhaft, aber sie war gleichzeitig Anlass, mich mit meinen beruflichen Werten auseinanderzusetzen. Heute weiß ich, worauf ich in einer neuen Rolle wirklich Wert lege.“
- 🗣️ „Die damalige Situation hat mir gezeigt, wie wichtig klare Kommunikation und Selbstführung für mich sind. Diese Erkenntnis nehme ich in zukünftige Rollen aktiv mit.“
- 🗣️ „Ich hatte eine Phase, in der private Belastungen meine berufliche Leistungsfähigkeit beeinflusst haben. Ich habe offen mit meinem damaligen Arbeitgeber darüber gesprochen, und wir haben uns einvernehmlich auf eine Trennung geeinigt. Inzwischen ist die Situation vollständig geklärt, ich habe viel über Resilienz gelernt – und bin wieder bereit, mich mit voller Energie einzubringen.“
Tipp 4: Richte den Blick nach vorne
Nachdem du kurz und ehrlich erklärt hast, warum du deine letzte Stelle verlassen hast, solltest du den Fokus sofort auf den Neuanfang lenken. Warum bewirbst du dich hier? Was begeistert dich spezifsch an dieser Position, dem Unternehmen oder dem Team? So zeigst du: Du bist nicht auf der Flucht vor der Vergangenheit – sondern auf dem Weg zu etwas, das wirklich zu dir passt.
Formulierungsbeispiele für den Übergang zur Motivation:
- 🗣️ „Die Kündigung war für mich eine Gelegenheit, beruflich innezuhalten und neu zu definieren, was ich wirklich will – und genau deshalb hat mich Ihre Stelle angesprochen.“
- 🗣️ „Ich habe in dieser Zeit reflektiert, in welchem Umfeld ich mein Potenzial am besten entfalten kann. Ihre Ausschreibung aus folgenden Gründen passt perfekt zu diesem Bild ....“
- 🗣️ „Der Abstand zum alten Job hat mir die Klarheit gegeben, mich gezielt auf Stellen zu bewerben, in denen ich meine Kompetenzen mit Sinn und Struktur verbinden kann – ich kann mir gut vorstellen, dass Ihr Unternehmen mir dies ermöglichen kann, weil ….“
- 🗣️ „Jetzt suche ich bewusst nach einem Umfeld, in dem kurze Entscheidungswege, Entwicklungsmöglichkeiten und klare Kommunikation im Fokus stehen – daher mein Interesse an Ihrer Organisation.“
- 🗣️ „Ich bin überzeugt, dass meine bisherigen Erfahrungen im Bereich […] , verbunden mit meinem reflektierten Neustart, genau das mitbringen, was Sie in dieser Rolle brauchen.“

Tipp 5: Sei gut vorbereitet
Wenn du dich gut vorbereitest, gerätst du im Bewerbungsgespräch nicht ins Schwimmen. Überlege dir im Vorfeld einen kurzen, strukturierten Satz, mit dem du die Situation erklärst – ohne Drama, ohne Ausweichen, aber auch ohne unnötige Detailtiefe. Dieser Satz sollte auf drei Dinge einzahlen: Transparenz, Professionalität und Zukunftsorientierung.
Mag zunächst seltsam klingen, kann aber sehr hilfreich sein: Den Satz vor dem Spiegel oder auch mit Freund:innen zu üben. So bekommst du ein Gefühl dafür, wie es wird, über dieses Thema zu sprechen und kannst mit verschiedenen Formulierungen experimentieren, bis du diejenige findest, die sich für dich wirklich stimmig anfühlt. Das kommt im “Ernstfall” souverän und vor allem authentisch und glaubwürdig bei deinem Gegenüber an..
Hier einige universell einsetzbare Beispielantworten, je nach Kontext:
- 🗣️ „Nach einer Reorganisation des Unternehmens wurde meine Position eingespart. Ich habe die Zeit genutzt, um mich neu zu orientieren – und bewerbe mich deshalb ganz bewusst auf diese Stelle.“
- 🗣️ „Die damalige Arbeitsumgebung war für mich auf Dauer nicht stimmig. Nach einer offenen Klärung kam es zur Trennung – für mich der Startpunkt für eine gezielte berufliche Neuorientierung.“
- 🗣️ „Aufgrund privater Herausforderungen konnte ich in der Zeit nicht mein volles Potenzial einbringen. Die Situation ist nun stabil, und ich freue mich darauf, wieder voll durchzustarten.“
- 🗣️ „Ich habe gelernt, wie wichtig ein gutes Werte- und Kommunikationsverständnis im Arbeitsumfeld für mich ist. Diese Erkenntnis bringe ich nun aktiv in neue Rollen ein.“
- 🗣️ „Die Trennung war für beide Seiten ein konstruktiver Schritt – und für mich die Chance, bewusst einen neuen beruflichen Weg zu wählen.“
Fazit: Eine Kündigung ist kein Makel – sondern eine Station in deiner Karriere
Eine Kündigung ist kein Karriereknick, sondern ein Moment der Weichenstellung. Vielleicht kam sie überraschend. Vielleicht war sie schmerzhaft. Vielleicht sogar erleichternd. Was auch immer der Auslöser war – sie ist ein Teil deiner beruflichen Geschichte. Und genau wie jede berufliche Station erzählt sie etwas über deinen Weg, deine Werte und deine Entwicklung.
Im Bewerbungsgespräch geht es nicht darum, dich zu rechtfertigen. Es geht darum, dich als reflektierte, lernbereite und zukunftsorientierte Persönlichkeit zu zeigen. Jemand, der Verantwortung übernimmt. Der auf Veränderungen reagieren kann. Der weiß, was er will – und was nicht mehr passt. Das macht dich nicht schwächer, sondern klarer. Es reicht, wenn du ehrlich, respektvoll und mit innerer Ruhe über deine Kündigung sprichst. Zeige, was du daraus mitnimmst. Wohin du willst. Und warum du ausgerechnet diesen neuen Job mit Überzeugung angehst.