Sharing Economy: »[…] eine echte Alternative zum Konsumwahnsinn«

Mit anderen teilen, was man selten braucht, ausleihen, statt ständig neu kaufen? Das ist die Idee der Sharing Economy, die immer weiter wächst. Die App "thangs - stuffsharing with friends" macht es kinderleicht über die eigenen Freunde Gegenstände aller Art zu ver- und entleihen. Entwickelt wurde die iOS und Adroid App von Sammy Schuckert und David Paul. Im Interview erfahrt ihr, wie ihre Welt des Teilens per Smartphone funktioniert.
Foto: © Nadine Burck / thangs – stuffsharing with friends
von Regina Rohland, 14. September 2016 um 14:31

Foto: © Nadine Burck / thangs – stuffsharing with friends

Die Idee von "thangs - stuffsharing with friends" ist es gemeinsam zu teilen. Wie funktioniert die App?

Sammy Schuckert und David Paul: Genau, das gemeinsame Teilen ist der Kern von thangs. Am besten verdeutlichen kann man das an einem Beispiel. Stell dir vor du möchtest bald verreisen, besitzt aber seit der letzten Reise, die schon länger zurückliegt, keinen Koffer mehr. Bevor du dir jetzt einen kaufst, kannst du thangs zu Hilfe nehmen. In drei einfachen Schritten kannst du mit unserer App eine große Anzahl von Freunden und Bekannten (nämlich die Kontakte aus deinem Telefonbuch) nach einem passenden Reisekoffer fragen. Deine Kontakte können dann zunächst ohne viel Aufwand mit einem Klick auf einen »Ja« oder »Nein«-Button antworten. Die eigentliche Kommunikation kann dann mit den Personen, die mit »Ja« geantwortet haben, über den integrierten Chat geschehen. Sobald ihr euch dann darüber einig geworden seid, wann und wo ihr den Reisekoffer übergeben möchtet, kannst du mit wenigen Klicks einen Eintrag in der Leihliste erstellen. Damit siehst du auf einen Blick, von wem du den Koffer ausgeliehen hast und wann du ihn zurückgeben sollst. Eine automatische Erinnerungsfunktion hilft dann dabei, diesen Termin nicht zu verschlafen. Denn Wiedersehen macht ja bekanntlich Freude. Das Ganze funktioniert natürlich auch für die von dir verliehenen Gegenstände um den Überblick zu behalten.

Damit meine Freunde in der Sharing-Liste angezeigt werden, müssen diese ebenfalls die App auf ihrem Smartphone installiert haben?

Sammy und David: Nein, das müssen sie nicht zwingend, das ist der Clou an thangs. Es reicht wenn du die Kontakte in deinem Kontaktbuch hast. Da die App das Kontaktbuch nutzt (wie z.B. WhatsApp das auch tut), hast du alle deine Kontakte in der Sharing-Liste. Wenn du jetzt dort Freunde auswählst, die thangs noch nicht besitzen, bekommen sie deine Anfrage, von unserem System, per SMS gesendet. Das ist für euch beide natürlich kostenlos. In der SMS befindet sich ein Weblink, durch den der Freund auf ein Webinterface gelangt. Dort hat er die Möglichkeit, wie in der eigentlichen App auch, mit nur einem Klick auf einen »Ja« und »Nein«-Button zu antworten. Somit können deine Freunde zunächst auch ohne eine Installation mit dir über die App kommunizieren.

Was müssen Mitmacher sonst noch berücksichtigen?

Sammy und David: Zu berücksichtigen gibt es sonst eigentlich nichts. Das sorgsam mit verliehenen bzw. ausgeliehenen Produkten umgegangen werden soll, versteht sich natürlich von selbst. Da wir uns im Freundes- und Bekanntenkreis bewegen, sollte das ja sowieso gegeben sein. Wer macht schon gerne mutwillig etwas von seinen Freunden kaputt?

Wieso habt ihr euch gerade für die Rubriken Garten, Party und Heimwerken entschieden? Welche Dinge werden denn besonders häufig gesucht?

Sammy und David: Diese Kategorien habt ihr sicher dem Fußbereich unserer Webseite entnommen. Sie sind dort nur als Beispiele aufgeführt, denn wir beschränken uns bewusst auf keine Kategorien. Über thangs kann man, mit unserer Freitexteingabe alles Erdenkliche anfragen. Natürlich eignen sich Produkte wie (Garten-) Werkzeug oder Partyequipment wie z.B. Biertische, etc. besonders gut, da sie oft teuer in der Anschaffung sind, selten benutzt werden und viel Platz benötigen. Und genau das sind neben Videospielen eigentlich auch die Produkte, die am meisten angefragt werden.

Welche Entwicklung seht ihr für die Zukunft der Sharing Economy?

Sammy und David: Wir sehen der zukünftigen Entwicklung optimistisch entgegen. Wir glauben je mehr Menschen die Vorteile des Teilens erfahren, desto mehr profitieren alle davon, auf sozialem und ökologischem Wege. Die Akzeptanz wird ja jetzt schon zunehmend größer, was sich an den steigenden Zahlen von z.B. Car-Sharing sehr gut zeigt. Auch das Internet trägt zum Umdenken bei vielen bei, gerade wenn es z.B. um Musik- oder Videostreaming geht. Die wenigsten haben noch physische Musik- oder Filmesammlungen. Wie sich das Ganze bei anderen physischen Gegenständen verhalten wird, zeigt die Zukunft. Natürlich wird die Share Economy traditionelle Wirtschaftszweige nicht komplett ersetzen, sondern viel mehr neben diesen koexistieren – eine echte Alternative zum Konsumwahnsinn.

Foto: © thangs – stuffsharing with friends

Sammy, teilst Du selbst gerne und viel?

Sammy: Ja, zum Beispiel hatte ich Anfang des Jahres die Chance 22 Tage durch Kalifornien zu reisen. Alles, was ich noch zusätzlich zu dem, was ich sowieso schon hatte, gebraucht habe, habe ich mir von meinen Freunden und Bekannten ausgeliehen. Hierdurch konnte ich wertvolles Geld sparen, der Umwelt etwas Gutes tun und habe keinen Platz in meiner Wohnung verschwendet. Ich habe durch das Ausleihen der Gegenstände tolle Treffen mit alten Bekannten gehabt und wertvolle Tipps für meine Reise erhalten. Diese Erfahrungen und Tipps hätte mir der Paketbote oder Einzelhändler sicher nicht gegeben.

Aber auch meinen Freunden verleihe ich die Dinge die ich habe sehr gerne. So habe ich momentan meine Spiegelreflex Kamera inklusive Stativ an einen Freund verliehen, der damit täglich tolle Bilder für seinen Online-Shop macht. Bei mir lag sie die meiste Zeit ungenutzt im Schrank. Wenn ich die Kamera dann doch mal benötige, weiß ich wo sie ist und kann sie mir jeder Zeit sogar zu Fuß holen gehen. Spart mir Platz und Ihm Geld, tolle Sache oder?

Wie habt ihr als Gründer zusammengefunden und was war eure Inspiration für die App "thangs"?

Sammy und David: thangs entstand aus unserer Bachelorarbeit, die wir zu dritt (Samuel Nau, David Paul und Sammy Schuckert) im Studiengang Kommunikationsgestaltung an der Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd im Wintersemester 2014/15 gemacht haben. Davor hatten wir schon gemeinsame Studienarbeiten bearbeitet, also lange bevor eine Gründung überhaupt im Raum stand. Wir kannten uns also sehr gut, unsere Fähigkeiten und Macken und das war eine gute Basis für die Gründung.

Die Inspiration zu thangs und den Antrieb haben ihren Ursprung schon in der Themenfindung zur Bachelorarbeit. Wir haben gesehen, dass Sharing-Dienstleister für Wohnraum oder Car-Sharing funktionierende Plattformen bereitstellen, aber es gab einfach nichts vergleichbares, funktionierendes für Gebrauchsgegenstände. Mit diesem Anspruch haben wir thangs entwickelt.

Wie sieht Eure Zukunftsversion für die App "thangs" aus? Gibt es Pläne für weitere Entwicklungen?

Sammy und David: Momentan entwickeln wir unter Zuhilfenahme des Nutzerfeedbacks und unseren eigenen Ideen, neue Features, die das Leihen über thangs noch einfacher machen sollen. Zum Beispiel sind wir gerade dabei, ein Inventar zu integrieren. Mit diesem „Leih-Inventar“ kann man seinen Freunden auf sehr einfache und unkomplizierte Art und Weise zeigen, welche Gegenstände man besitzt und signalisieren, dass man bereit ist diese zu verleihen. Es ist momentan wichtig, mehr Leuten die Idee hinter dem Konzept und dessen Vorteile nahezubringen. thangs wächst, wenn die Leute anfangen sich über ihren Konsum bewusst zu werden und eine Alternative zum Kauf suchen – mit thangs wollen wir genau das erreichen. Das Leihen eines Produktes soll genau oder sogar noch komfortabler werden als der Kauf. Langfristig soll thangs die erste Anlaufstelle werden, wenn es darum geht ein Produkt nutzen zu wollen. Weitere Entwicklungen werden sich also vor allem auf dieses Ziel fokussieren.

Welchen Tipp würdet Ihr anderen Gründern geben, die nachhaltige Apps entwickeln wollen?

Sammy und David: Der App-Markt ist mittlerweile sehr übersättigt, es ist also wichtig, dass die App, die ihr entwickeln wollt ein echtes Problem löst. Habt Spaß an der Entwicklung und der Idee, steckt euer ganzes Herzblut rein und gebt nicht direkt auf, wenn etwas Mal nicht funktioniert oder es Rückschläge gibt, das gehört einfach dazu. Die Geschichte vom „Übernachterfolg“ ist ein Traum und die, die Ihn geträumt haben, können sich den Erfolg oft selbst nicht erklären.

Vielen Dank für Eure Antworten!

Sammy und David: Wir danken euch! :-)



Mehr über die App "thangs" erfahrt ihr hier.

Direkt runterladen könnt ihr die App zum Ver- unt Entleihen im: 

Apple AppStore oder Google Play Store.

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