Fundraising als Beruf: Voraussetzungen, Spezialisierungen, Perspektiven

Wenn du dir vorstellen kannst, dein Verhandlungsgeschick und deine kommunikativen Fähigkeiten für den guten Zweck einzusetzen und dich nicht scheust, auch mal die Werbetrommel zu rühren, dann haben wir vielleicht den perfekten Job für dich gefunden: Fundraiser*in. Was man da so macht? Im Job-Portrait haben wir alle relevanten Infos für dich.
Foto ©: Kat Yukawa on unsplash.com
von Team, 5. Februar 2023 um 22:00 (Update)

Sich beruflich einer guten Sache zu widmen, spielt für immer mehr Arbeitnehmer*innen eine wichtige Rolle. Raus aus den sogenannten »Bullshit-Jobs« und rein in eine sinnstiftende Tätigkeit. Ähnlich wie in der privaten Wirtschaft, gibt es auch im Non-Profit-Sektor eine ganze Bandbreite an verschiedenen Jobs, die für alle möglichen beruflichen Hintergründe in Frage kommen. Arbeitgeber sind vor allem die sogenannten NGOs (engl. non-governmental organisations), also Nichtregierungsorganisationen wie Umweltverbände, gemeinnützige Vereine oder Hilfsorganisationen, die sich hauptsächlich durch Spenden und/oder Mitgliedsbeiträge finanzieren. Diese finanziellen Mittel müssen natürlich erst einmal aufgetrieben werden, denn Geld wächst ja bekanntlich nicht auf Bäumen - und da kommt der*die Fundraiser*in ins Spiel.

Was macht ein*e Fundraiser*in?

Der Job einer*s Fundraiser*in ist es, durch verschiedene Methoden Spenden und Mitglieder in rauen Mengen zu akquirieren, damit die nächsten Aktionen der NGO (und natürlich auch das eigene Gehalt) finanziert werden können. Die wohl bekannteste Form des Fundraisings ist das sogenannte Direktmarketing (meistens in Form von Mailings), bei dem potentielle Spender*innen und/oder Stifter*innen per Email oder Brief angeschrieben werden. Dies hat den Vorteil, dass mit relativ wenig Aufwand und Ressourcen eine große Anzahl an Menschen erreicht werden und eignet sich daher vor allem für Berufsanfänger*innen gut, da man mit den Ansprechpartner*innen nicht direkt in Kontakt tritt. Allerdings hat dies auch den Nachteil, dass du eine relativ unpersönliche Nachricht verfasst, die sehr überzeugend und gut geschrieben sein muss, damit ein ähnlicher Effekt wie bei einem Direktgespräch - der Königsdisziplin des Fundraisings - erzielt werden kann. Dafür musst du als Fundraiser*in eine sehr gute Schreibe und ein Gespür für ehrliche und vor allem überzeugende Texte haben. Eine gewisse Vorliebe für’s Schreiben sollte sowieso vorhanden sein, da dies einen großen Teil deines beruflichen Alltags ausmacht - schließlich müssen Texte für die Aktionen, Kampagnen und Newsletter geschrieben werden.

Foto©: Campaign Creators on unsplash.com

Ein weiterer wichtiger Aspekt des Fundraisings ist die Werbe- und PR-Arbeit, zum Teil auch die Öffentlichkeitsarbeit, die Fundraiser*innen planen und umsetzen. Auch hier gehören eine gute Schreibe, aber auch Organisationsgeschick und Durchhaltevermögen dazu. So kann es zum Beispiel sein, dass Anzeigen in Rundfunk und Fernsehen, Internet, und/oder Social Media geschaltet oder veröffentlicht werden, für die du die Verantwortung trägst. Auch eventuelle andere Kampagnen oder Aktionstage liegen in deiner Obhut und werden von dir (mit)geplant und durchgeführt. Hier hast du meistens nur ein gewisses Budget zur Verfügung, das du dir gut einteilen musst. Auch Anfragen von Spender*innen oder Kooperationspartner*innen gehen meistens über deinen Schreibtisch, weshalb du neben den ganzen fachlichen Kompetenzen auch gut mit Menschen umgehen können solltest.

Die größten Organisationen, bei denen du als Fundraiser*in einsteigen könntest sind z.B. Amnesty International Deutschland, Germanwatch, NABU oder PETA Deutschland. Auch Agenturen, die sich auf Fundraising spezialisiert haben, kommen als Arbeitgeber*innen in Frage. Dazu zählen z.B Zielgenau, fundango oder die AZ Fundraising Agentur.

Voraussetzungen für den Beruf

Als Bindeglied zwischen der Organisation und der Öffentlichkeit sind eine offene und freundliche Art unumgänglich, damit sich (potentielle) Partner*innen und Spender*innen nicht vor den Kopf gestoßen fühlen, sich abwenden und im schlimmsten Fall ihre Spenden einstellen. Vor allem um langfristige und größere Spender*innen muss sich regelmäßig gekümmert werden, was gute soziale Fähigkeiten voraussetzt. Deshalb gehört auch eine gewisse Kontaktfreudigkeit zu diesem Beruf dazu, da du proaktiv auf andere Menschen zugehen musst, vor allem, wenn du dabei bist, den Bestand an Unterstützer*innen zu erweitern.

Oft kann es auch eine Weile (mitunter Jahre) dauern, bis Fördergelder oder Spenden in ausreichender Höhe fließen, weshalb du auf jeden Fall viel Geduld und Durchhaltevermögen mitbringen solltest. Auch ein »Nein« sollte dich nicht entmutigen, sondern eher anspornen, es beim nächsten Mal noch besser zu machen. Hartnäckigkeit zahlt sich hier genauso aus wie ein gewisses »Verkaufsgeschick«, da du ja immer auch die Ziele der NGO vertrittst.

Wichtige »Hard Skills« sind also:

  • Werbearbeit/Direktmarketing/PR
  • Eventorganisation
  • Budgetverantwortung /-verwaltung
  • Öffentlichkeitsarbeit

Zu den wichtigen »Soft Skills« gehören:

  • Kontaktfreudigkeit
  • Menschenkenntnis
  • Durchhaltevermögen
  • Geduld/»Langer Atem«
  • Organisationsfähigkeit
  • »Verkaufsgeschick«
  • Kreativität
  • Einfühlungsvermögen

Vielleicht sollte auch erwähnt werden, dass Fundraising ein wirklicher »Fulltime-Job« ist, der meistens nicht um Punkt 17 Uhr endet. Überstunden, gerade in der Vorweihnachtszeit oder wenn größere Kampagnen oder Veranstaltungen anstehen, gehören eher zur Norm als zur Ausnahme. Man sollte also auch bereit sein, viel Energie und Herzblut in seine Arbeit zu stecken.

Wie werde ich Fundraiser*in?

Die Wege zum Beruf des*der Fundraiser*in sind im Endeffekt genauso vielseitig wie der Beruf selbst. Die meisten Fundraiser*innen schaffen den Sprung in eine NGO über einen Quereinstieg aus der Privatwirtschaft, wo sie meistens als PR-Manager*innen, Marketing Manager*innen oder sogar als Journalist*innen gearbeitet haben. Mittlerweile gibt es aber auch Weiterbildungen, Volontariate und vereinzelt sogar spezielle Studiengänge (auf Bachelor- und Masterniveau), die einen auf diese Tätigkeit vorbereiten. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel die "Fundraising Akademie in Frankfurt am Main".

Gute Einstiegsmöglichkeiten bieten zudem vor allem betriebswirtschaftliche, sozialwissenschaftliche sowie geistes- und kulturwissenschaftliche Studiengänge.

Auch soziales Engagement in Form von Freiwilligenarbeit, Sozialem Jahr oder Praktika sind gern gesehen.

Wenn du dazu etwas mehr erfahren möchtest, schau dir auch gerne mal unseren Artikel zu den »Einstiegsmöglichkeiten bei einer NGO« und unsere Übersicht »Weiterbildungen Nachhaltigkeit« an .

Was verdient ein*e Fundraiser*in?

Fundraiser*innen sind meistens fest bei einer Organisation oder einer Stiftung angestellt und können - je nach Größe der NGO - sogar oft so viel wie Marketing-Manager*innen in der Privatwirtschaft verdienen. Jahresgehälter von 30.000 - 55.000 € brutto sind laut einer Gehaltsstudie des Deutschen Fundraising Verbands keine Seltenheit, allerdings sollten daraus keine Ansprüche abgeleitet werden. Nach oben oder unten ist, wie in allen Branchen, natürlich immer noch Luft. Einstiegsgehälter rangieren meist zwischen 2.500 € und 3.000 € brutto im Monat.

Foto ©: Micheile Henderson on unslash.com

Auch wenn sich das Gehalt (vor allem im NGO-Bereich) durchaus sehen lassen kann, sollte man immer daran denken, dass man auch viel dafür leisten muss. Gerade als Anfänger*in ist der Job sehr hart und kann von Zeit zu Zeit sehr frustrierend sein. Dafür kannst du mit steigender Erfahrung und guter Arbeit allerdings auch fast mit einer Verdopplung deines Gehaltes rechnen. Vor allem als Leiter*in der Fundraising-Abteilung können schon mal Spitzengehälter von bis zu 6.000 € brutto im Monat, in seltenen Fällen sogar noch mehr, erreicht werden.

Perspektiven

Da die Non-Profit-Branche kontinuierlich wächst und immer mehr Menschen einen »Job mit Sinn« suchen, wächst auch die Nachfrage für Fundraiser*innen stetig. Das heißt aber nicht, dass dir die Stellen hinterher geschmissen werden, ganz im Gegenteil. Auch die NGO-Branche ist hart umkämpft, weshalb du auf jeden Fall eine gute Portion Erfahrung und Durchhaltevermögen mitbringen solltest, wenn du eine der begehrten Stellen ergattern willst. Allerdings solltest du dich dadurch auch nicht entmutigen lassen, du kannst es sogar als Training für deinen späteren Job sehen: Wenn du die Recruiter*innen eines NGOs überzeugen kannst, dann sicherlich auch die Spender*innen zu Hause oder auf Veranstaltungen.

Spezialisierungen

Auch wenn es vermutlich viele Allrounder in der Fundraising-Branche gibt, werden sich die meisten Fundraiser*innen im Laufe der Zeit auf bestimmte Bereiche fokussieren. So gibt es zum Beispiel vermehrt Großspendenfundraiser*innen, Erbschaftsfundraiser*innen oder auch Online-Spezialist*innen.

Online-Fundraising ist inzwischen zu einem wichtigen Teil der NGO-Arbeit geworden, denn die Digitalisierung macht auch vor der Non-Profit-Branche keinen Halt. Eine gute Webseite, ein einfaches Formular und eine anständige Spender*innenkommunikation sind hier nur die Grundvoraussetzungen, denn das Fundraising vermischt sich immer mehr mit vielen Bereichen des Online-Marketings. So geht es zum Beispiel auch darum, einen Linkaufbau zu kreieren, den Traffic auf die eigene Seite zu kontrollieren, Spenden-Transaktion zu vereinfachen und die eigene Seite optimal auf den wichtigsten Plattformen zu platzieren. Falls du also ein Händchen für Suchmaschinenoptimierung (SEO) und Social Media hast, kannst du das ebenfalls nutzen, denn auch hier werden Nichtregierungsorganisationen immer aktiver. In diesem Bereich werden vor allem Digital Natives bzw. Menschen mit entsprechendem beruflichem Hintergrund gesucht. Wenn du also vorher z.B. als Community Manager*in, Social Media Manager*in oder sogar als Online Marketing-Manager*in gearbeitet hast, eröffnen sich hier sehr gute Möglichkeiten für dich.

Wie du also siehst, ist der Beruf des*der Fundraiser*in ein spannendes und abwechslungsreiches Tätigkeitsfeld, in dem es dir vermutlich niemals langweilig wird. Durchhaltevermögen, Geduld sowie Einfühlungsvermögen sind genauso wichtig wie Kreativität, eine gute Schreibe und Verkaufsgeschick. Hast du darüber hinaus auch den Willen, etwas Gutes zu bewirken, winken dir am Ende des Monats ein schönes Gehalt und ein gutes Gefühl, etwas sinnstiftendes geleistet zu haben - auch wenn die Arbeitstage oft länger sind als geplant.

Wenn der Beruf etwas für dich ist, dann findest du in unserer Jobdatenbank ja vielleicht den passenden Fundraising-Job für dich!

Wie du deine Erfolgsaussichten für deine Bewerbung bei einer NGO deutlich erhöhen kannst, verraten wir dir in unserem Artikel über Einstiegsmöglichkeiten in den Non-Profit-Sektor. Viel Erfolg!

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